28 September 2006

Kurioses aus meinem Arbeitsleben

Zu Zeiten der Dotcom-Blase habe ich als System- und Netzwerkadministrator und Programmierer in einem aufstrebenden Unternehmen gearbeitet. Nach dem mein Cheff eine größere Menge an Venture-Kapital auftreiben konnte, orderte er die von ihm als notwendig angesehene Hardware. Diese belief sich auf 32 voll ausgebaute AMI-Megaplex-Server zu je ca. 150kg, die dazu passenden 32 USVs zu je ca. 50kg, 10 großzugig dimensionierte, extra stabile Stahl-Serverschränke zu je ca. 200kg, die dazu passenden 10 Klimageräte mit auch noch mal je ca. 200kg und ne menge Kleimkram wie 3Com- und Cisco-Switches, 32 TFT-Schubladen und was man sonst noch so braucht. Also alles nur vom (damals) Feinsten und Teuersten. Was mein Cheff allerdings nicht eingekauft hatte, war der Installationsservice, er hatte ja mich und meine Kollegen.
Bei der Menge an Material muß ich wohl nicht extra erwähnen, dass dies nicht mit einem kleinen Lieferwagen angekarrt wurde, sondern eines schönen Samstag morgens ein großer Sattelschlepper auf den Hof fuhr. Wenn mein Kollege und ich nicht an diesem Wochenende Überstunden gemacht hätten, wäre uns eine Menge erspart geblieben.

So wunderten wir uns erst nur über den LKW auf den Hof und nochmehr, dass dieser bei uns klingelte. Unsere Firma residierte im dritten Stock eines ehemaligen Verwaltungsgebäudes mitten in einem Industriegebiet.
Der Fahrer, welcher alleine unterwegs war, gab uns zu verstehen, dass er a) schnell weiter müsse und b) nicht im Traum daran denken würd uns beim abladen zu helfen.
Zu der Zeit wußten wir noch nicht was wirklich auf uns zukommen würde und nahmen frohen Mutes den Fahrstuhl um den Kram abzuladen.

Als der Fahrer die Plane öffnete staunten wir nicht schelcht als er uns erklärte, dass all diese Holzkisten für uns wären und wir diese doch jetzt bitte von der knapp 2m hohen Ladefläche abladen sollten. Wir nahmen eine der kleineren Kisten in Angriff, stellten aber schnell fest, dass schon das Abladen dieser Kiste mindestens mit schweren Verletzungen enden und uns ein Abbo bei unserem Orthopäden einbringen würde.

Nun war guter Rat teuer. Aber jung und ideenreich wie wir damals waren fiel uns schnell etwas ein. Auf dem Nachbargrundstück residierte ein Industrieunternehmen, welches Stahl verarbeitete und ein kleine Flotte an großen Diesel-Gabelstaplern unterhielt.
Mit etwas Überredungskunst konnten wir uns einen dieser Stapler organisieren und den LKW bei schönstem Sonnenschein schon mal abladen, so dass der nette Fahrer doch zügig seine Tour fortsetzen konnte.
Als der Sattelschlepper den Hof verlassen hatte, begann für uns Phase 2. Das ganze Material aus dem Freien zumindest schon mal in die Lobby zu schaffen.
Wir hatten uns dazu überlegt, mit dem Stapler die breite Rampe hochzufahren und die Kisten so nahe wir möglich am Eingang auf unsere Ameise zu laden. Wir hatten nur eine Kleinigkeit nicht bedacht.
Vor der Rampe befand sich ein ein Gitterrost, ca. 2m x 3m, unter welchem sich ein ca. 4m tiefer Lichtschacht, für den Keller befand. Auf die Idee das dieses Rost evtl. nicht den 8t Diesel-Stapler tragen würde sind wir natürlich nicht gekommen. Und so kam was kommen mußte, wir nahmen eine Kiste auf die Gabel und fuhren los. Ihr könnt euch sicher unsere Gesichter vorstellen, als sich der Stapler langsam nach vorne neigte und dann die Haltekonstruktion des Gitterrostes mit unglaublichem Lärm den Geist auf- und nachgab. Der Stapler steckte nun in einem ca. 45° Winkel in diesem Loch. Die Gabel mit der Kiste vorne über den Rand und Hinten bis kurz vor die Hinterräder über der Kante.

Das versetzte unserer Laune doch einen herben Rückschlag. Mein Kollege meinte dann, wohl eher aus purer Verzweifelung, als aus weiser Überlegung: "Mo, hol doch mal deinen Wagen und nen Abschleppseil, dann holen wir den fix hier raus."
Das sich mein damaliger 50PS Golf II Diesel an dieser Aufgabe die Zähne ausgebissen und ein Stückweit die Kupplung und Reifen verschlissen hat dürfte wohl jedem klar sein. Der Stapler rührte sich keinen Millitmeter.
Mitlerweile waren auch schon diverse Personen auf uns aufmerksam geworden und schauten uns leicht belustigt bei unserem Treiben zu.

Wir aber nicht dumm, dachten uns "Wir brauche mehr Power!" und liehen uns noch einen zweiten Stapler vom Nachbarn, diesmal einen der ganz großen, die 16t Version. Allerdings war mein Abschleppseil nicht grade für diese Art der Belastung ausgelegt und quittierte die Anschleppversuche mit einem ordentlichen "Twäng" und riss. Der folgende Versuch mit dicken Stahlketten (auch vom Nachbarn) zeigte uns auf, das der Schotteruntergrund unseres Parkplatzes doch eher suboptimal zur Kraftübertragung geeignet war.
Der folgende Ansatz beruhte auf der Annahme, dass der große Stapler ja theoretisch den Kleinen einfach auf die Gabel nehmen könnte, zumindest hatte man uns versichert, dass die Tragkraft ausreichen sollte. Dummerweise hat so ein versenkter Gabelstapler nicht grade das was man einen günstigen Ansatzpunkt zum Anheben nennt. So kamen wir also nicht weiter.
Wir zählten eins und eins zusammen und erhielten zwei, was uns auf die Idee brachte uns noch einen weiteren Stapler zu leihen und den ersten an Ketten aus der Grube zu heben. Die Unternehmen gelang dann schlußendlich auch unter dem Gejubel von schätzungsweise 100 Menschen. Wir hatten wohl sämtliche Betriebe im Industriegebiet lahm gelegt und für eine ordentliche Kabarettnummer gesorgt.

Nachdem die Gabelstapler zurück gebracht waren, halfen uns noch ein paar nette Zuschauer unseren Kram in die Lobby zu verfrachten. Mit ca. 20 Paar Händen ging das relativ fix.
Doch der Tag war noch nicht verobei, immerhin mußten die Gerätschaften ja in den dritten Stock. Daran hatten wir nicht gedacht, als wir unsere Helfer dankend verabschiedet hatten.
In der Annahme nun das schlimmste hinter uns zu haben, immerhin waren die Sachen im Gebäude und nach oben gab es einen Fahrstuhl beluden wir diesen. Die erste Fuhre bestand aus 2 Servern auf der Ameise, eben jene Ameise und uns zweien.
Viel zu spät fiel uns auf, dass das zulässige Gewicht für unseren kleinen Fahrstuhl grade einmal 250kg betrug. Unseren Maltretierungsversuch quittierte er mit einem Totalausfall...wir vermuteten im Nachhinein, dass wohl einfach die Motoren spontan verglüht sind ;) (der Servictechniker erklärte uns, als er ca. 2 Wochen später kam, dass wohl alles neu gemacht werden müßte).
Bis zum Ende der folgenden Woche wurde dann der ganze Kram über die Treppe an den für ihn vorgesehen Ort transportiert...von 10 Leuten.

Die gleiche Menge an Material galt es dann nochmal in London, Madrid und Bracelona zu bewältigen. Dort wurde der Kram aber zum Glück in großen Rechenzentrem aufgestellt, welche a) genügend Mitarbeiter, b) das passende schwere Gerät, c) eine LKW Laderampe und d) einen Lastenaufzug hatten.

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