05 September 2006

Buchtipp: Die Bibel nach Biff

Nach 2000 Jahren einseitiger Auslegung seiner Worte findet der Sohn, dass es Zeit für ein neues Evangelium wird, welches die wahre Geschichte und im speziellen von seiner Jugend erzählt. Wer könnte das besser als sein damals bester Freund Biff (den Bibeltreuen besser bekannt als Levi).
Also schickt er einen Engel (welche alle blond sind und wegen ihrer Dämlichkeit, laut Biff, der Grundstein der Blondinenwitze), damit dieser Biff von den Toten erweckt. Dieser "entführt" Biff in ein Hotelzimmer in den USA, wo er das neue Evengelium schreiben soll, während der Engel sich vorzugsweise Spiderman im Fernsehn ansieht.

Leseprobe:
Als ich dem Mann, der die Welt retten würde, zum ersten Mal begegnete, sass er am großen Brunnen in Nazareth, und eine Eidechse hing aus seinem Mund. Nur Schwanz und Hinterbeine waren noch zu sehen, Kopf und Vorderbeine steckten halb in seinem Rachen. Er war sechs, wie ich, und sein Bart noch nicht ganz ausgebildet, so dass er den Bildern, die ihr von ihm kennt, nicht eben ähnlich sah. Seine Augen waren wie dunkler Honig, und sie lächelten unter einer Mähne blauschwarzer Locken hervor, von denen sein Gesicht umrahmt war. Ein Licht - älter als Moses - sprach aus diesen Augen.
"Unrein! Unrein!", rief ich und deutete auf den Jungen, damit meine Mutter wusste, dass ich das Gesetz kannte, doch weder sie noch die anderen Mütter, die ihre Krüge am Brunnen füllten, beachteten mich.
Der Junge nahm das Tier aus dem Mund und gab es seinem jüngeren Bruder, der neben ihm im Sand saß. Der Kleine spielte eine Weile mit der Echse, ärgerte sie, bis sie ihren kleinen Kopf reckte, als wollte sie beißen, dann hob er einen Stein auf und schlug dem Tier den Schädel ein. Ungläubig stieß er das tote Ding im Sand herum, und als er sicher war, dass es sich nicht mehr vom Fleck rühren würde, hob er es auf und gab es seinem älteren Bruder zurück.
Ab in den Mund mit der Echse, und bevor ich ihn noch verpetzen konnte, war sie schon wieder draußen, lebhaft zappelnd und bereit, erneut zu beißen. Wieder reichte er sie seinem kleinen Bruder, der das Tier mit dem Stein zermalmte und damit die Prozedur erneut begann oder beendete.
Dreimal noch sah ich, wie die Echse starb, dann sagte ich :"Das will ich auch können."
Der Erlöser nahm die Echse aus dem Mund und sagte: "Was davon?"


[...]

"Sagt mir, was Ihr seht", sagte Josua.
Die alten Männer blickten in die Runde, sagten aber nichts.
"Also, erzählt mir, was Ihr seht."
Die beiden Blinden musterten einander.
"Ist irgendwas?", fragte Josua. "Ihr könnt doch sehen, oder?"
"Ja, ja", sagte Abel, "aber ich dachte, es wäre bunter."
"Ja", sagte Crustus, "ist irgendwie mau."
Ich trat heran. "Ihr steht am Rand der Jüdischen Wüste, einer der leblosesten, ödesten, lebensfeindlichsten Gegenden der Erde. Was habt Ihr erwartet?"
"Ich weiß nicht." Crustus zuckte mit den Achseln. "Mehr."
"Ja, mehr", sagte Abel. "Was ist das da für eine Farbe?"
"Das ist braun."
"Was ist mit der da?"
"Das dürfte wohl auch braun sein."
"Die Farbe da drüben? Hier vorn?"
"Braun."
"Du bist sicher, dass es nicht mauve ist."
"Nein, nein, braun."
"Und ..."
"Braun", sagte ich.
Die beiden ehemaligen Blinden zuckten mit den Schultern und schlurften mumelnd davon.
"Ausgezeichnete Heilung", sagte Nathanael.
"Ich jedenfalls habe noch keine bessere Heilung gesehen", sagte Philippus, "aber ich bin ja auch neu."
Kopfschüttelnd ritt Josua davon.


Ein herrlich kurzweiliges Buch, allerdings für strenggläubige Christen nur bedingt geeignet.

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