04 Oktober 2006

Kurioses aus meinem Arbeitsleben 2

Wie schon in der vorangegangenen Geschichte erwähnt, hatte die Firma bei der ich damals arbeitete ihre Server außer am Hauptfirmensitz auch in Barcelona, Madrid und London stehen. Die heutige Geschichte spielt in London.

Mein Kollege und ich waren nach London geflogen, um unsere Server in einem dortigen Rechenzentrum einzurichten. Unser Cheff weilte schon ein paar Tage vor Ort und wohnte im gleichen Hotel wie wir, mit dem kleinen Unterschied, dass sein "Zimmer" mehr als doppelt so groß war wie unsere zusammen.

Nachdem wir eine Nacht im Hotel verbracht hatten, wir waren erst gegen 23 Uhr angekommen, machten wir uns am folgenden Tag daran unsere Server aufzubauen. Nach knapp 16 Stunden bei gemütlichen 18° C im Serverraum *bibber*, machten wir uns gegen kurz vor Mitternacht wieder auf den Weg in unser Hotel.
Kaum dort angekommen fielen wir auch fast augenblicklich in unsere Betten, nur um kurz darauf durch den Anruf unseres Cheffs wieder geweckt und zu ihm zitiert zu werden.
Dieser hatte sich die ganze Nacht schon mit zwei Prostituierten um die Ohren geschlagen und den dreien war der Alkohol ausgegangen. Dank Sperrstunde gab es auch nirgends etwas zu kaufen. Wir aber sollten uns aufmachen doch noch mal eben 2 Flaschen Whiskey zu besorgen, egal woher.

Der Nachtpotier konnte oder wollte uns nicht helfen, so winkten wir uns ein Taxi herbei und fragten den netten Fahrer woher wir denn jetzt, so gegen 1 uhr morgens, denn den gewünschten Whiskey herkriegen könnten.
Der nette Mann hinter dem Steuer musterte uns dann von unten bis oben und meinte "In den Docks, von den Russen."
Mangels Alternative baten wir ihn also uns dorthin zu bringen.

Dort angekommen ermahnte uns unser Fahrer noch: "Ich lasse den Motor laufen und warte genau 5 Minuten, danach bin ich weg!" Mit einem zunehmend mulmigen Gefühl in der Magengegend stiegen wir also aus und machten uns auf den Weg die 100m zwischen Wagen und dem anvisierten Gebäude zu überwinden.
Kurz bevor wir die Tür erreichten, wurde diese geöffnet und ein Mann wie ein Kleiderschrank trat herraus und fragte uns in gebrochenem Englisch mit deutlichem Osteuopäischem Akzent was wir denn hier wollten. Wir erklärten ihm mit schlotternden Beinen, dass wir gerne 2 Flaschen Whiskey käuflich erwerben würden.
In der Zwischenzeit hatten sich 4-5 weitere Gestalten zu uns gesellt, alle riesig und verdammt furchteinflößend.

Unser Gesprächspartner erklärte uns freundlich, aber bestimmt, dass jede uns Flasche schlappe 140 britische Pfund (das Pfund lag damals bei ca 3 DM...grob geschätzt) kosten würde. Während ich das Geld rauskramte hatte mein Kollege wohl einen Aussetzer und versuchte dem Russen mitzuteilen, dass der Preis ja wohl total überzogen wäre.
Die ganze Litanei sorgte dafür, dass sich die Minen der uns umringenden Gestalten etwas verfinsterten und diese langsam näher kamen.

Quai im letzten Augenblick hab ich unserem Verhandlungspartner dann 300 Pfund in die Hand gedrückt. Ich bekam die 2 Flaschen, schnappte mir meinen Kollegen und machte mich schnellen Schrittes auf den Weg zurück zu Taxi.
Kaum das wir eingestiegen waren gab der Fahrer erstmal richtig Gas und fragte uns dann, was dort so lange gedauert hätte. Als ich ihm dann erklärte das mein Kollge mit den Russen verhandeln wollte und ihre Preispolitik angezweifelt hatte, hat er uns für vollends durchgeknallt und lebensmüde erklärt....und ich bin der festen Überzeugung, dass er damit genau ins Schwarze getroffen hatte.

Ich hatte bis dato und seit dem nie wieder so Muffensausen.

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