20 Mai 2009

Die schlimmste Woche meines Lebens - Dienstag

Hier mal der Versuch die Fragmente die mir von der letzten Woche im Kopf geblieben sind zusammenzufassen.

Dienstag

Die Nacht war für mich schon um halb eins zu Ende. Keine 3 Stunden Schlaf. Ich hatte Angst vor der OP. Hatten mir doch einige Ärzte gesagt, dass das ganze Unterfangen "die Hölle wird" oder ähnlich nette Umschreibungen dafür benutzt.
Da ich nüchtern zur OP erscheinen musste, hatte ich seit Montag Abend 21 Uhr weder etwas gegessen noch getrunken und an Frühstück war auch nicht zu denken. Ohne Frühstück bin ich immer gleich ne Ecke mieser gelaunt.

Zu halb sieben hat mich meine Frau dann mit Sack und Pack in die Klinik gebracht. Da gab es dann schon das erste Kuddel-Muddel. Die Station bei der ich mich am Montag vorgestellt hatte meinte auf einmal sie wären doch nicht die richtigen ich müsste auf eine andere Station. Naja, halb so wild. Da allerdings schon recht viel Zeit verloren war, musste mich meine Frau hier schon verlassen und zur Arbeit fahren.
Angekommen auf der richtigen Station bekam ich mein Bett in einem Zweierzimmer, meine OP-Kleidung und die obligatorische Scheiß-Egal-Pille. Erfreulicherweise musste ich diesmal keines dieser erniedrigenden Netzunterhöschen tragen sondern durfte meine eigene bequeme Unterhose anbehalten.
Um ca. halb acht wurde ich dann samt Bett vom neuen Zivi in den OP geschoben. Ich denke ich kann mit Fug und Recht behaupten, es wäre schneller gegangen hätte ich das Bett selber geschoben. Wir sind überall angestoßen, mehrfach stand ich quer in irgendeinem Flur, der Fahrstuhl ist und zweimal weggefahren und die ganze Zeit war der Zivi nur am fluchen ob die beschissene Technik und die blöden Betten...frage mich ob der auch kein Frühstück hatte.
Endlich im OP-Bereich angekommen musst ich dem Zivi dann nur noch zeigen wie die "Geländer" des Bettes runtergeklappt werden. Es stellte sich allerdings heraus, dass der Zivi keine Ahnung hatte wie er Patienten in den OP bekommt. Da hat er erst mal ne Weile rumtelefonieren müssen.
Irgendwann kam dann endlich eine Ärztin aus dem OP, stellt sich vor und fragte denn wer ich sei und weswegen ich hier sei. Da lieft da etwa so ab

Sie: Guten Morgen, ich bin Dr. SoUndSo. Wer sind denn sie und was soll denn bei ihnen gemacht werden? :)
Mo: Ich bin Mo. An mir soll die Nasenscheidewand gerichtet, Nasenmuscheln und Mandeln entfernt, Gaumensegel gestrafft und Zäpfen gekürzt werden.
Sie: Oh, also ein HNO-Patient...da sind sie bei mir leider falsch.
Mo: Schade, was würde ich denn bei ihnen bekommen?
Sie: Also bei mir bekommen sie Darm, Porstata, Bandscheibe und ein neues Hüftgelenk. Interesse?
Mo: In 20-30 Jahren komm ich gerne auf das Angebot zurück :)
Sie: Gerne. Aber sie wissen schon, dass die OP die sie jetzt vor sich haben nicht wirklich schön für sie wird oder?
Mo: Ja, das haben mir schon mehrere Ärzte gesagt.
Sie: Na dann, machen sie das beste draus...wiedersehen

Sie zeigte dem Zivi dann noch wo der richtige OP für mich war und verschwand dann. Nachdem ich nun vorm HNO-OP stand passierte nichts. Meine Zivi stand da und vegetierte vor sich hin. Bis dann endlich eine Schwester vorbei kam und ihn fragte ob er mich schon angemeldet hätte. Für einen kurzen Augenblick hatte ich das Gefühl als sei der Zivi in eine Wolke aus lauter Fragezeichen eingehüllt gewesen. Die Schwester ergriff dann die Initiative öffnete die OP-Tür und rief einmal kurz "Ute, der 8 Uhr Patient ist da"...wand sich dann zum Zivi und meine "So geht das" und verschwand. Kurz darauf war auch mein Zivi verschwunden...ohne auch nur ein Wort zu sagen...naja egal.

Zehn Minuten später wurde ich dann in den OP gerollt. Alles nette Leute um mich rum. Der erste Versuch mir einen Zugangs zu legen ging gewaltig schief. Ein kleines Pieks am linken Handgelenk und ich höre ein "Scheiße, wird sofort dick...desinfizieren und verbinden!"...zweiter Versuch dann auf dem Handrücken...passt. Nach ein bisschen Small-Talk gab es die Verabschiedung und weg war ich.

3 1/2 Stunden später, so gegen halb 12 glaub ich, kam ich im Aufwachraum zu mir...zitternd am ganzen Körper. Ich hatte nichts an mir unter Kontrolle. Mir klapperten die Zähne, schlotterten Arme und Beine und mein ganzer Körper vibrierte...na toll. Nach knapp 5 Minuten gab mir der anwesende Arzt mit den Worten "Also der Mo geht mir grad ziemlich auf den Keks!" eine Spritze in Folge dessen das Zittern dann nach und nach aufhörte. Irgendwann wurde ich dann von 2 Pflegern abgeholt und auf mein Zimmer verfrachtet.

An viel erinnere ich mich nicht, nur das gegen 3 Uhr jemand mit mir sprach, dass es wohl ein Problem mit der Station gäbe, da die auf der ich jetzt bin ja eine für Privatpatienten wäre und ich ja eigentlich als Kassenpartient hier liegen würde....mich würde da gleich jemand aus der Verwaltung anrufen. Keine 10 Minuten später klingelte mein Telefon...noch voll in Trance nahm ich den Höhrer ab..

Mo: "Mo"
Sie: "Frau SoUndSo aus der Verwaltung ...blablabla.. .Privatzimmer... blablabla.... Kassenpatient.... blablaba... falsche Station.... blablabla.... wechseln?"
Mo: "Kosten um hier zu bleiben?"
Sie: "Also... blablabla... Privatstation.... blablabla.... Zweibettzimmer... blablabla..... 57,60 Eur pro Tag ...blablabla"
Mo: "Irgendwelche Zusatzkosten?"
Sie: "Äh...nein."
Mo: "Ich bleibe."
Sie: "Gut, dann... blablabla..... jemand am Nachmittag.... blablabla... Vertrag unterschreiben... .blablabla."
Mo: "OK" -klick-

Gegen 18 Uhr habe ich dann mal nach einem Glas Wasser gefragt, denn ich hatte ja seit Montag Abend noch nichts zu mir genommen. Die Schwester erkundigte sich beim Arzt "Nicht vor 23 Uhr" ...na prima. An Essen wollte ich garnicht denken...um ehrlich zu sein, konnte ich auch nicht wirklich.
Gegen 23 Uhr bekam ich dann ein kleines Glas stilles Wasser, das ich unter Aufsicht in kleinen Schlucken leeren durfte.
Mir ging es irgendwas zwischen dreckig, duselig und zugedröhnt. Von der Nacht weiß ich nur, dass ich kein Auge zugemacht habe und aus Mund und Nase gesabbert habe wie ne Dogge...das Kopfkissen war am nächsten Morgen voll mit Blut und Sabber.

Aber davon mehr im nächsten Teil :)

2 Kommentare:

earl hat gesagt…

das klingt ja nach einem martyrium sondergleichen... oha. aber da kann es in part 2 ja nur besser werden... ;-)

Dr. Funk hat gesagt…

Aber Hauptsache, dir geht es jetzt besser. Ist aber ganz normal, dass einen ein solcher Eingriff mitnehmen kann. Mittlerweile ist alles für Patienten aber viel angenehmer geworden.